Chronik 1922-1948 Johannes Nielsen

(Foto Johannes Nielsen, Wehrführer von 1922 – 1948)

 

 

Im Ernstfall ist die Wehr 1924 dreimal in Tätigkeit getreten.

 

Am 29. August 1924 wurde die Feuerwehr alarmiert bei einem Dachbrand des Hufners Lorenzen, Görrisau. Für tatkräftiges Eingreifen der Wehr wurde selbiger außer einer Anerkennung von der Brandkasse Kiel eine Belohnung von 50 Mark zuteil.

 

Am 2. September abends brannte das Gewese des Landmanns P. Petersen aus Langstedt total nieder. Wegen vollständigen Wassermangels konnten wir unsere Spritze nicht in Tätigkeit setzen.

 

Am 15. September ertönte das Feuersignal und wiederum wurde die Wehr zu Hilfe gerufen. Beim Brand des Hofes Hensen, Jübekfeld, konnten wir wegen Unkenntnis der Wasserverhältnisse nichts erreichen.

 

 

 

Ferner ist noch zu berichten, am 20. Juni 1924 wurde unsere Feuerwehr mitsamt der Wehren des Amtsbezirks durch Herrn Landesbranddirektor aus Kiel besichtigt. Nach der Besichtigung fand dann noch eine gemeinsame Brandübung statt, worauf genannte Harren nach Ansprache an die versammelten Wehren sich von uns verabschiedeten. Sodann ist noch zu erwähnen, dass laut Verfügung unserer höheren Behörde im vergangenen Jahre zum ersten Mal nach dem Kriege die Auszeichnung für aktive Feuerwehrmänner, die eine ununterbrochene Dienstzeit von 25 Jahren aufweisen, jetzt wieder ausgegeben werden. Dank der Bemühungen unseres Brandmeisters konnten auch in unserer Wehr 4 Feuerwehrmänner dieser Ehre zuteil werden und zwar unser langjähriger Brandmeister Thomas Johannsen, Steigerführer Hans Albrecht sowie die beiden aktiven Kameraden Klaus Graumann und Johannes Maaß. Die Ehrung besteht in einem Medaillon mit Schleife und Urkunde. Unser Brandmeister eröffnete die Feier durch eine Ansprache an vorhin benannte Kameraden, worauf die Übergabe der Beurkundungen erfolgte. Die gesamte Wehr blieb dann noch einige frohe Stunden zusammen.

 

 

 

Zu dem Brand bei Lorenzen, Görrisau berichtet Johannes Wohlert:

 

An dem Tage war ein Herr aus der Provinz-Regierung im Ort um die Feuerwehr zu überprüfen. Die Fahrt zur Brandstelle machte er auf dem Spritzenwagen mit. Dort angekommen sei ihm sehr übel gewesen. Mit fluchenden Worten hatte er verkündet: 8Nie wieder fahre ich mit so einem Höllenfahrzeug. Der Kutscher fährt ja wie der Teufel!7 Deshalb wohl auch die Belohnung.

 

 

 

 

 

1928 brannte das Gewese es Rentners Johannes Ohlsen. Durch schnelles Eingreifen der Wehr wurde das Gebäude gerettet. Als Belohnung erhielt die Wehr von der Landesbrandkasse 2 Schläuche.

 

Die Amtsübung war in Langstedt.

 

 

 

Jahresbericht (1930)

 

Unsere Freiwillige Feuerwehr zählt zur Zeit 28 aktive, 13 passive Mitglieder und 5 Ehrenmitglieder.

 

Übungen haben in diesem Jahr 5 stattgefunden.

 

Im Ernstfall ist die Wehr zweimal in Tätigkeit getreten und zwar am 5. September 1930 brannte das Gewese des Herrn Diekmann, Engbrück. Bei unserem Eintreffen war das weichgedeckte Gebäude bereits bis auf die Mauern niedergebrannt und unsere Tätigkeit musste sich auf das Ablöschen des Brandes beschränken. Jedoch möchte nicht unerwähnt bleiben, dass unser Steiger Franz Jenner sich besonderen Verdienst erwarb bei Erhaltung des dicht am Brandherd gelegenen Abnahmegebäudes.

 

 

 

Am 01. Oktober ertönte abermals das Feuersignal; es stand das Gewese des Hofbesitzers Fritz Wendrich, Görrisau, in Brand. War auch das weichgedeckte Gebäude bei unserem Eintreffen bereits in Asche gelegt, so konnten wir doch dank der guten Wasserverhältnisse tatkräftig eingreifen bei Erhaltung der Nebengebäude. Das Feuer war durch Funkenflug aus dem Lanz-Bulldog beim Dreschen entstanden.

 

 

 

1931 wurde zum 1. Mal die Forderung erhoben, die Handdruckspritze durch eine Motorspritze zu ersetzen. Die Anforderungen an Mensch und Tier, die durch die recht einfachen Gerätschaften gestellt wurden, waren sehr hoch. Wie sah ein Feuerwehreinsatz damals aus? Die Feuerwehrmänner wurden mit dem Feuerhorn zum Spritzenhaus gerufen. Im Dorf waren mehrere Hörner verteilt. Die Familie bei der ein Horn stationiert war schickte eine Person zu Fuß oder per Fahrrad durch den zugeteilten Ortsteil um Alarm zu blasen. Die Bauern, die die Spritze fahren mussten, begannen ein Pferdegespann zusammenzustellen. Bei uns waren es Brodersen, Clausen und Beeck, sie wohnten dem Spritzenhaus am nächsten. Im Sommer holten sie die Pferde erst von der Weide. Das aufgeschirrte Gespann wurde zum Spritzenhaus getrieben und vor die von anderen Kameraden hergerichtete Spritze gespannt. Wie uns Ernst Hand erzählte, legte der Spritzenwart Claus Graumann großen Wert darauf, dass die Radnaben erst zu schmieren waren, bevor die Fahrt losging.

 

Die anderen Kameraden waren nicht immer damit einverstanden (Zeitverlust) aber er setzte sich durch. So schnell man konnte, teilweise in vollem Galopp ging es zur Brandstelle. Der Kutscher musste schon große Erfahrung mit Pferden haben, um sie vor dem ungewohnten Fuhrwerk unter Kontrolle zu halten. An der Wasserstelle angekommen hieß es abspannen. Die Schwengelstangen mussten an dem Pumpenschwengel befestigt werden. Saug- und Druckschläuche mussten verlegt werden und man begann mit dem Pumpen. Dazu waren 8 kräftige Personen notwendig. Bei längerem Einsatz waren 1-2 Gruppen zum Ablösen notwendig. Die Leistung reichte aus um 1 Strahlrohr zu versorgen. Die Ausrüstungsgegenstände, die auf der Spritze keinen Platz hatten, wurden zu Fuß, per Fahrrad oder wenn eine größere Entfernung zurückgelegt werden musste, mit einem 2. Fuhrwerk transportiert. Die Wehr war ein eine Spritzen- und Steigermannschaft aufgeteilt. Den Steigern kam in der Zeit eine besondere Bedeutung zu. Die Männer bestiegen mit Leitern und Dachhaken, mit nassen Patschen ausgerüstet, gefährdete Strohdächer. Sie löschten kleine durch Funkenflug entstandene Feuer auf dem Dach. An der Sicherheitsleine hängend, befestigt an Dachhaken und Hakengurt konnte der Steiger eine große Dachfläche absichern. Die Steigermannschaft war die Elitetruppe der Wehr und nicht jeder wurde in die Gruppe aufgenommen. Sie übten nach einer genauen Übungsordnung.

 

(Steigerübung um 1930)

 

Zur Generalversammlung am 06. Juni 1931 wurde lebhaft über die Anschaffung einer Motorspritze debattiert. Es wurde beschlossen die Sache dem Hauptmann zu überlassen. Er sollte sich nähere Informationen zum Kreisfeuerwehrtag einholen. Auf Antrag wurde weiter beschlossen 50,- Mark je Mitglied einzusammeln um die Kasse aufzufüllen.

 

 

 

1933 brannte es bei Peter Marxen und in Langstedt bei Jakob Nissen. Beide Brände konnten gelöscht werden.

 

Bei Feueralarm wurde angeordnet:

 

Innerhalb des Dorfes zweimal hintereinander Signal geben, dann kurze Pause, außerhalb 3 mal hintereinander blasen. Die Spritze sollte wenn möglich, vom Fuhrunternehmer Hermann Matzen auf dem Lastwagen transportiert werden. Es werden zwei U-Eisen beschafft um die Spritze auf das Auto verladen zu können.

 

2 mal musste die Wehr zum Hufner Georg Koch: Am 09. und 30. April brannte loses Stroh dicht an Strohdächern. Das Stroh wurde gelöscht.

 

 

 

Am 14.02.1934 hatte der Amtsvorsteher H. Hansen, Christinental, alle Wehren des Amtes in die Gastwirtschaft Goos in Jübek eingeladen. Er gab das neue Feuerwehrgesetz bekannt. Alle bestehenden Wehren waren aufzulösen. Es wurde eine neue Amtswehr gegründet und die einzelnen Wehren wurden Löschzüge dieser Wehr. Die Freiwillige Feuerwehr Bollingstedt wurde umbenannt in „Löschzug I Bollingstedt“. Die Brandmeister oder Hauptmänner wurden nicht mehr gewählt, sondern vom Amtsvorsteher ernannt. Ihr Titel: Zugführer. Er hatte Polizeigewalt. Die Partei hatte aber nicht sehr viel Einfluss in unserer Wehr. Der Dienst wurde wie immer verrichtet und die Kameradschaft litt auch nicht unter Parteiinteressen. Es gab keine Austritte aus diesem Grund. Man beschränkte sich auf die geforderten Regularien.

 

Einmal im Jahr musste für das Winterhilfswerk gesammelt werden. Im Protokollbuch steht am Schluss jeder Jahreshauptversammlung:

 

8“Der Zugführer schloss die Versammlung mit einem „Sieg Heil auf unseren Führer und Volkskanzler“7

 

Zur Generalversammlung am 30. Mai 1934 wurde die neue Einteilung der Wehr, die von der neuen deutschen Regierung angeordnet wurde, bekanntgegeben.

 

 

 

1936, also nach 5 Jahren, entschloss sich die Gemeinde, eine Motorspritze zu kaufen. Nach langem Für und Wider, Ernst Hand hatte sich mit großem Eifer dafür eingesetzt, wurde ein Stückgutfahrer beauftragt ein Kraftfahrzeug zu beschaffen auf dem die Tragkraftspritze transportiert werden konnte. Dieser Stückgutfahrer kam durch seinen Beruf überall im Lande herum. Er hatte bald ein passendes Auto gefunden. Er vermittelte der Gemeinde einen Mercedes Personenwagen. Dieser Wagen hatte schon interessante Vorbesitzer. Herrmann Görings Leibwächter hatten in Berlin damit gefahren. Dann kaufte G. Dethleffsen in Flensburg das Auto. Ernst Hand baute das Fahrzeug zu einem Feuerwehrwagen um. Das Heckteil wurde zu einer Klappe umgearbeitet, auf der die TS in den Wagen geschoben werden konnte.

 

 

 

Am 27.03.1937 wurde die Spritze von Provinzial-Feuerwehrinspektor Henke, Kiel, an den Löschzug übergeben. Endgültig abgenommen wurde das Fahrzeug erst später durch Inspektor Ernst, Kiel. Nun war die Wehr Bollingstedt die erste im Amt, die über ein vollmotorisiertes Löschfahrzeug verfügte. Es wurde fleißig mit dem neuen Fahrzeug geübt:

 

1937 zehn Mal, 1938 sechs Mal. Mehrere Vorführungen und Besichtigungen wurden durchgeführt, unter anderem zur Amtsübung in Gammellund und zum Kreisfeuerwehrtag in Silberstedt am 24. Juli 1938.

 

Eine Vorführmannschaft wurde bestimmt. Es waren die Kameraden Heinrich Brodersen, Johannes Wohlert, Ernst Hand, Thomas Petersen, Wilhelm Hand, Johannes Posener, Wilhelm Kruse und Löschzugführer Johannes Nielsen.

 

 

 

Am 23.05.1939 wurde zur letzten Generalversammlung vor dem Krieg eingeladen. Im Tätigkeitsbericht hieß es:

 

Übungen haben im letzten Jahr sechs stattgefunden. Ernstfälle gab es nicht. In Anspruch genommen wurde die Wehr zum „Tag der deutschen Polizei“ – zur Straßensammlung für das Winterhilfswerk.

 

 

 

 

 

1942 mussten die Löschzugführer eine Erklärung für alle Kameraden abgeben: “ Ich bin darüber belehrt worden, dass ich seit dem 01.09.1939 der Sondergerichtsbarkeit der „SS“ und Polizeigerichte unterstehe, welches zugleich zur Folge hat, dass die der Sondergerichtsbarkeit Unterworfenen wie Soldaten den Militärstrafgerichten unterliegen.“

 

 

 

Da von 1939 – 1949 keine Aufzeichnungen gemacht wurden, sind die Einsätze der Wehr nicht bekannt. Nur von dem Brand des Dobbeckschen Hauses (jetzt Lager Raiba) weiß man zu berichten. Das strohgedeckte Haus brannte völlig nieder. 1 Person fand in den Flammen den Tod. Durch starken Funkenflug, der durch den steifen Südostwind entstand, waren die Gebäude von Hans Gloe und Hans Paulsen sehr gefährdet. Das Strohdach von Paulsen brannte stellenweise und konnte nur mit großem Einsatz der Steigertruppe gerettet werden.